Von biologischem Gratisdünger, Brennesseljauche und Brennesselplantagen im Garten

“Unkraut” ist das Allerletzte, was mir zu der Brennnessel einfällt
Um unseren Körper gesund zu halten und unsere Abwehrkräfte zu mobilisieren tun wir ja so einiges. Wir ernähren uns mit frischem Gemüse und Obst und ergänzen im Zweifelsfall mit einem Vitaminpräparat.
Um die Pflanzen in unserem Garten gesund zu erhalten, brauchen sie genauso bestimmte Nährstoffe, wie wir auch. Sie werden sonst schwach, kränklich und können sogar eingehen.
Genau wie wir eine natürliche Nährstoffzufuhr bevorzugen sollten, sollten wir dies auch bei der Düngung unserer Pflanzen berücksichtigen. Schnell lösliche Mineraldünger führen schnell zu Überdüngung, schwachen Pflanzen und machen auf Dauer ein gesundes Bodenleben unmöglich.
Dabei ist eine biologische Nährstoffzufuhr für unsere Gartenschätzchen viel einfacher als gedacht und sowieso Ehrensache für den Naturgärtner! Und das Allerbeste, er kostet noch nicht mal was.
So … und an dieser Stelle kommt passend mein heißblütiges Plädoyer für die Brennessel. Alle, die mich kennen (und somit auch die folgende Rede), dürfen sich die Ohren bzw. Augen zuhalten 🙂 … alle anderen aufgepasst!
Plädoyer für die Brennessel

Eine “Brennesselplantage” im Garten hat viele Vorteile
Ja, ich weiß, dass die Brennessel nicht gerade die hübscheste Pflanze im Garten ist und ja, sie neigt dazu, sich ein wenig breit zu machen und ist ein echter „Rühr-mich-nicht-an“. Delogieren läßt sie sich sehr schwer, wenn sie mal eingezogen ist und ich weiß, dass die Nachbarn hinter vorgehaltener Hand flüstern, dass man mit dem Unkraut rupfen wohl nicht so eine Freude hat … und dennoch sollte jeder zumindest ein kleines Eckchen im Garten den Brennesseln zugestehen … und über dem Geschwätz der Nachbarn stehen. Ausrede haben wirklich nur die Balkongärtner … naja und vielleicht alle jene, die nur 100 m2 zur Verfügung haben … aber sonst …

Auch Tomaten sind Starkzehrer und sollten regelmäßig mit der Brennesseljauche versorgt werden … zur besseren Aufnahme der Nährstoffe auch über Blätter gießen … das verdünnen aber nicht vergessen!
Die Brennessel im Garten hat ja wirklich viele Vorteile. Gratisdünger für unsere Pflänzchen zu produzieren ist nur einer von vielen!
Im Frühling kann man die ersten zarten Blätter pflücken und wie Spinat verspeisen, ein Süppchen kochen oder in einen grünen Smoothie mixen – die schmecken ziemlich gut (… aber bitte wirklich nur die jungen Blättchen … ich hab es schon mit den ausgewachsenen probiert und das war eine nicht so schöne Erfahrung …).
Auch als Tee zum Entwässern und Detox eignen sie sich hervorragend. Gelenksentzündungen, Reizblase, Schuppen, Müdigkeit … auch dafür ist sie anwendbar.
Wenn man keine eigenen Brennnesseln im Garten hat und sie für Tees, Tinkturen oder zum Essen erntet, sollte man unbedingt darauf achten wo man die Pflanzen pflückt. Ein frequentierter Gassiweg für Hunde oder eine Ernte direkt neben einer Straße bietet sich dafür keinesfalls an.
Ich habe festgestellt, dass sie auch ziemlich gut riechen, wenn man sie zum Trocknen aufhängt … es ist ein waldartiger, krautiger, angenehmer Geruch … ich mag das jedenfalls sehr.
Und sie dienen einigen Schmetterlingsarten, wie zum Beispiel dem kleinen Fuchs oder dem Tagpfauenauge zur Eiablage und ernähren danach die geschlüpften Raupen … ein tolles Schauspiel übrigens (siehe Video). Zumindest Schmetterlinge im Garten will doch jeder sehen, also lasst doch ein paar Nesseln stehen!
Verwenden kann man sie auch, zerkleinert, als Mulchmaterial zwischen den Reihen der Gemüsesorten und ebenfalls

Besonders Starkzehrer, wie Zucchini, Kürbisse und Gurken freuen sich über einen Extraschluck der Brennesseljauche
kann man sie als Stärkungsmittel der Pflanzen und sogar zur Schädlingsabwehr einsetzen.
Die Brennessel wächst übrigens nur auf guten, humosen und stickstoffhältigen Böden … also, wer sie hat, kann sich auch noch zu einem guten Boden gratulieren … außerdem ist sie ein sehr pflegeleichtes Kraut *gg*.
Und wer jetzt nicht aufspringt und schreit: „Ja bitte, ich will Brennesseln in meinem Garten“ … dem ist nicht mehr zu helfen.
Plädoyer für die Brennessel – ENDE-

Natürlich wäre eine duftende Strauchrose etwas mehr Augenweide als die Brennnesseln
Ich selber, habe übrigens eine Brennesselplantage und nütze sie ausgiebigst. Praktischerweise hat sich daneben eine riesige Beinwellpflanze angesiedelt, die im Garten auf die gleiche Weise eingesetzt werden kann (auch gemischt mit der Brennessel!). Jedes Jahr denke ich, versunken vor besagter Plantage stehend, darüber nach, dass genau an dieser Stelle (sie haben sich bei mir ja leider gut im Sichtfeld angesiedelt) eine Strauchrose wunderschön wäre.
Ja, das wär sie wirklich, zweifellos … aber kann mir die Rose die gleichen Vorteile bieten, wie meine Brennesseln? Tja, das brauche ich wohl nicht zu beantworten.
BRENNESSEL JAUCHE ANSETZEN … so geht’s …

Schritt 1
SCHRITT 1
Arbeitsmaterialen bereitlegen: 1 Kunststoffgefäß (Metall reagiert bei der Jauchebildung), Handschuhe, Gartenschere, 1 großer Stein zum Beschweren der Blätter. Ich habe mir für diesen Zweck einen verschließbaren Mülleimer aus dem Baumarkt besorgt. Der eignet sich hervorragend und kann während der “jauchefreien Zeit” als kleine Regentonne genutzt werden.

Schritt 2
SCHRITT 2
Brennnesseln ernten. Dabei unbedingt die Handschuhe anziehen und auf lange Ärmeln bei der Kleidung achten, da es sonst sehr unangenehm werden kann. Alles von der Brennnessel verwenden, Blätter und Stängel. ACHTUNG! Auf keinen Fall blühende Pflanzen verwenden, da man sonst die Brennnessel im ganzen Garten vermehrt.

Schritt 3
SCHRITT 3
Beim Befüllen des Eimers die Pflanzen gleich mit der Gartenschere zerkleinern und den Eimer ordentlich bis obenhin vollpacken. Die Pflanzenteile ruhig ein wenig zusammenpressen, aber nicht zu sehr.

Schritt 4
SCHRITT 4
Nun den Eimer mit Wasser anfüllen. Am Besten eignet sich natürlich gesammeltes Regenwasser. Wer das nicht zur Hand hat, kann auch ohne weiteres zum Wasserschlauch greifen. Das Gefäß bis ca. 10 cm unter dem Rand anfüllen. In Summe sollten es ungefähr 10 Liter auf ca. 1 kg frische Pflanzenteile sein. Wiegen und Messen ist aber nicht erforderlich!

Schritt 5
SCHRITT 5
Im Grunde sind wir nun schon fertig! Bewährt hat sich jedoch, einen Ziegel oder einen großen Stein zum Beschweren der Blätter und Stängel einzulegen, da sonst die Pflanzenteile alle oben schwimmen.

Schritt 6
SCHRITT 6
Den Eimer möglichst unverschlossen bzw. leicht bedeckt abseits stellen. Warum? Die Jauche hat einen gravierenden Nachteil … sie stinkt fürchterlich … und nein, man gewöhnt sich nicht daran. Keine Chance. Deshalb nicht unbedingt auf der Terrasse oder neben dem Frühstückstisch aufstellen. Sonnig aufgestellt reift sie etwas schneller, aber Schatten ist auch in Ordnung.
Wie geht’s weiter?
Täglich umrühren. Beim Entfernen des Steins Handschuhe tragen (Geruch!). Etwas eindämmen kann man den Geruch durch Aufbringen von Urgesteinsmehl nach jedem täglichen Umrühren. Die Jauche ist nach ungefähr 10 bis 14 Tagen fertig. Sie sollte nicht mehr schäumen. Die Jauche abseihen und in einem Kunststoffbehälter verschlossen aufbewahren (ich hab einen Kanister mit Zapfhahn … gibt es in jedem Baumarkt).
Beim Düngen die Jauche 1:10 verdünnen. Sollte man schon vor Ablauf der 10 Tage Jauche benötigen (zB um Läuse zu bekämpfen), dann wesentlich mehr verdünnen, da es sonst zu Brandschäden auf den Pflanzen kommen kann.
Was kann ich damit düngen?
Eigentlich alle Pflanzen … Gemüse, Sommerblumen, Stauden und Gehölze. Besonders beim Gemüse schätzen die Starkzehrer Kürbis, Tomate, Gurke und Zucchini eine regelmäßige Düngergabe sehr und danken es durch Vitalität und schmackhafte Früchte. Einzig Erbsen und Bohnen und die Allium Familie (zB Zwiebeln, Knoblauch usw.) mögen die Jauche nicht.
Alles klar?
Wenn nicht, nutze die Kommentar Funktion. Ich beantworte gerne noch allfällige Fragen!
Viel Spaß beim Herstellen von diesem wunderbaren Gratisdünger aus der Natur!
Vorteile der Brennessel – Überblick
- Natürlicher Dünger für den schnellen Stickstoffkick von Starkzehrern, wie Tomaten, Kürbissen, Zucchini usw.
- Mulchmaterial zur Verbesserung der Bodenstruktur und des Bodenlebens
- Lebensraum u.a. für Schmetterlingsraupen und somit mehr Schmetterlinge im Garten
- Bekämpfung und Abwehr von Blattläusen
- Zeigerpflanze für humosen, stickstoffhältigen Boden
- Heilkraut zur Entwässerung und Entgiftung, sowie gegen Schuppen, Gelenks- und Harnblasenbeschwerden uvm.
- Köstliche Beigabe in grünen Smoothies, Frühlingssuppen, Spinat
- Angenehmer Duft beim Trocknungsprozess
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
A wonderful way to get free fertiliser. I am going to try this.
Dear Donna! Thanks a lot for your comment. I’m sure you will be happy with this kind of organic fertilizer … though it smells really awfully! The plants really love it! Greetings to the UK, Karin
Ich mach mir auch gerne Brennesseltee, hat mir schon oft bei Gelenksschmerzen geholfen! Wirklich ein kleines Wundermittelchen 🙂
Make a more new posts please 🙂
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Sanny